Lesen beginnt zu Hause – und oft leider nicht

Veröffentlicht am 3. November 2025 um 12:28

Drei von vier Kindern sehen ihre Eltern nie mit einem Buch.
Ein Drittel bekommt kaum vorgelesen.
Ein Viertel soll Bücher lesen, die sie nicht interessieren.

Kein Wunder, dass die Lesemotivation sinkt.
Smartphones und Bücher konkurrieren heute um Aufmerksamkeit – und selbst Kinder, die gerne lesen, finden oft schwer Ruhe und Zeit zum Schmökern.

In Österreich haben rund eine Million Menschen Schwierigkeiten, Texte zu verstehen, und jedes fünfte Kind verlässt die Schule ohne ausreichende Lesekompetenz.

Dabei fördert Lesen nicht nur Bildung, sondern stärkt Fantasie, Konzentration, Sprachgefühl und Empathie.
Lesen bedeutet Teilhabe – und es braucht Vorbilder.


Zahlen, die Mut machen

Die KIM- und JIM-Studien zur Mediennutzung zeigen, dass die Lesefreude stabil bleibt:
1999 lasen 55 % der 6- bis 13-Jährigen mindestens einmal pro Woche ein Buch, 2022 waren es 48 %.
Die Forschenden sprechen von einer „großen Kontinuität“ – kein Grund zur Panik also!

Lesen verschwindet nicht. Es verändert sich. Und es braucht Menschen, die Lust darauf machen.


Warum Literaturvermittlung wirkt

Ich erlebe in meiner Arbeit als Literaturvermittlerin, wie Kinder aufblühen, wenn sie Geschichten hören, sehen, anfassen oder weiterspinnen dürfen.
Ob in Schulen, Museen, Bibliotheken oder bei Veranstaltungen wie dem KinderKunstFest – dort, wo Bücher lebendig werden, wächst Begeisterung.

Die Wortwerkstatt in Krems war ein Beispiel dafür: Kinder, die selbst Wortgeschenke erfinden, entwickeln automatisch Freude am Umgang mit Sprache. Genau hier beginnt Leseförderung – nicht mit Pflichtlektüre, sondern entspannt in der Freizeit, hier wächst Begeisterung.


Ein Appell zum Schluss

Vielleicht sind die kommenden Herbst- und Winterabende ein guter Anlass, wieder einmal gemeinsam zu einem Buch zu greifen.
Ein Kapitel vor dem Einschlafen.

Ein Nachmittag in der Bibliothek.

Ein Gespräch über eine Geschichte.

Ein Sonntag im Museum.

Lesen beginnt zu Hause.
Und wer liest, bleibt offen – für sich selbst und für die Welt.